
Interview mit GEG-Vorstand: „Gehen den Grefrather Weg“
(RLW) Beim Grefrath Phoenix gehen die Saisonvorbereitungen allmählich in die finale Phase. Zeit, um die aktuelle Situation bei den Blau-Gelben mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Fünf Wochen vor dem Saisonstart hat GEG-Pressebeauftragter Daniel Randerath das Vorstands-Duo Sandra Schmitz (1. Vorsitzende) und Chrishof Hackstein (2. Vorsitzender) gesprochen und interviewt:

nach dem Erreichen der Playoffs und dem vorzeitigen Klassenerhalt in der vergangenen Saison startet die GEG im Oktober in ihre zweite Spielzeit in der Regionalliga West. Die Sommerpause und damit die eishockey-lose Zeit neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Wie ist die Stimmung im Team und im Verein?
Sandra Schmitz: Im Sommer ist der Kontakt zur Mannschaft immer etwas weniger rege, die Rückmeldungen der Coaches Christian Tebbe und Tilo Schwittek sprechen aber für eine gute Stimmung. Im Gesamtverein sind alle Mannschaften fleißig im Trockentraining unterwegs und fiebern nun dem Eis entgegen.
Mit den Raptors aus Solingen und den Troisdorf Dynamite haben zwei kleinere Clubs die Regionalliga verlassen. Dafür kommen mit den Rockets aus Diez Limburg und den Eagles aus Essen zwei vermeintlich „große“ Clubs mit zumindest semiprofessionellem Backgrund dazu. Wie sieht man beim Phoenix das vermeintliche Upgrade der Regionalliga?

Christof Hackstein: Das eigentliche Ziel dieser Liga sollte vielmehr die Förderung und Entwicklung junger Spieler sein. Was sehen wir stattdessen: Vereine, die mit Geld um sich werfen, Strukturen die zum Teil auf „Pump“ aufgebaut sind und Spieler, die wegen eines Gehaltes den Verein wechseln.
Teams wie Ratingen, Dortmund und Diez Limburg setzten bei ihrer Kaderplanung auf bis zu vier Kontingentspieler. In Grefrath ist dies anders. Aus gutem Grund?
Sandra Schmitz: Der erste Grund liegt schlichtweg darin, dass wir weder Gehälter zahlen, noch Wohnraum bieten können und wollen. Alle unteren Ligen inklusive der Regionalliga sind Amateurligen. Die Spieler, die dort zu finden sind, gehen in der Regel einer Arbeit nach und betreiben den Eishockey-Sport als anspruchsvolles Hobby. Vollzeit bezahlte Akteure haben unserer Meinung nach nichts in der Regio zu suchen.
Christof Hackstein ergänzt: Wir könnten theoretisch das gleiche Spiel mitmachen und ebenfalls Geld bieten – aber wofür? Um kurzfristig einen Kader zu füllen? Damit verraten wir unsere Werte und zerstören die Zukunft unseres Vereins. Meiner Meinung nach haben wir es aktuell mit einem System zu tun, das den Sport schwächt. Spieler mit Oberliga-Potenzial bleiben oft lieber in der Regionalliga, weil sie dort mit weniger Aufwand das gleiche oder sogar mehr Geld verdienen können. Statt sportlich zu wachsen, werden Talente vom schnellen Geld gehalten – das blockiert die eigentliche Aufgabe dieser Liga und schwächt somit den deutschen Eishockeysport nachhaltig.
Und welche alternativen Strategien verfolgt man beim Phoenix?
Christof Hackstein: Die GEG hat sich immer schon auf die Fahne geschrieben, den Nachwuchs zu fördern. Wir betonen im Nachwuchs immer wieder, dass unser Hauptanliegen darin besteht, dass die Kinder Eiszeit und Spielerfahrung bekommen. Auch bei der Seniorenmannschaft setzen wir darauf, dass junge Spieler bei uns wachsen und aufgebaut werden wollen und unser familiäres Klima ihnen bei der sportlichen und persönlichen Entwicklung hilft.
Wir gehen unseren Weg. Nennen wir ihn den „Grefrather Weg“. Ehrlich, konsequent und leidenschaftlich. Wir zahlen keine Gehälter, wir setzen auf Nachwuchs und auf Spieler, die aus Leidenschaft, nicht aus Geldgründen aufs Eis gehen. Wir investieren in unsere Jugend, wir bieten Talenten aus der Umgebung eine Chance und Perspektive – und genau das ist der einzige Weg, wie wir den Sport langfristig am Standort erhalten können.
Der Großteil des Vorjahres-Kaders ist bei der GEG erhalten geblieben und wurde punktuell mit jungen Talenten aus der Region verstärkt. Welche sportliche Rolle, traut ihr der Mannschaft in dieser starken Liga zu?
Christof Hackstein: Wir sind in dieser Liga (ohne dies böse zu meinen) der Goldfisch im Haifischbecken. Wie bereits dargelegt, sind die aktuelle Spielerpolitik und die damit verbundenen Rahmenbedingungen für uns nicht realisierbar. Nichtsdestotrotz werden unsere Jungs alles geben und sich sportlich so gut präsentieren wie möglich. Vielleicht können wir den einen oder anderen Großen ärgern, am Ende steht jedoch zu befürchten, dass sich wahrscheinlich die individuelle Klasse der anderen Vereine durchsetzen wird.
Die „Eiszeit“ an der Niers hat sich in den letzten Jahren immer ein Stück weiter verkürzt; beginnt später und endet früher. In diesem Jahr wird im Grefrather EisSport & EventPark erst Anfang Oktober das Eis erstmals aufbereitet. Ist das ein Problem für den Phoenix?
Sandra Schmitz: Ja natürlich. Manchmal müssen wir uns fragen, ob es sich überhaupt noch lohnt, Eishockeysport zu betreiben, wenn wir noch weniger Eis haben sollten. Wir haben halt gelernt, uns im Laufe der Zeit mit den Gegebenheiten zu arrangieren und das Bestmögliche daraus zu machen. Was man aber auch sagen muss: Wir haben zwar wenig Eis, das aber sehr verlässlich und planbar.
Wie wird das fehlende Eis in der Vorbereitung kompensiert?
Sandra Schmitz: Der Nachwuchs trainiert fleißig off ice. Vereinzelt wird es im September noch angemietete Eiszeiten geben, die aber durch die Schließung der Eishalle in Wesel noch eingeschränkter sind als in den Saisons davor. Unsere Seniorenmannschaft nutzt Eiseinheiten auf Fremdeis sowie Freundschaftsspiele, um auf das nötige Niveau zu kommen.
Wie hat sich eurer Meinung nach das Umfeld des Eishockey-Standorts Grefrath entwickelt und wo seht ihr noch Entwicklungsspielräume?
Sandra Schmitz: Wir als Vorstand sind überwältigt von dem Zuspruch der Zuschauer und von den gewonnenen Sponsoren, die bereits ihre Zusammenarbeit für weitere 4 Jahre verlängert haben. Hier sind nicht zuletzt die Trikot-Sponsoren „Schnäbler – gesundes Bauen“, „Ullrich-Verpackungen“ und als neuer Partner „Mauritzen Maschinenbau“ zu nennen. Weitere Förderer kommen aus dem Ort und der Region – auch hier setzen wir auf viele kleine Bausteine der regionalen Verbundenheit.
In den letzten Jahren hat sich das Zuschauerinteresse in Grefrath sehr positiv entwickelt. Im Durchschnitt besuchen mehr als 600 Fans die Heimspiele. Das Eintrittskonzept „Pay what you want!“ scheint ein voller Erfolg zu sein. Warum habt ihr euch vor 4 Jahren für diese Art der Preisgestaltung entschieden?
Sandra Schmitz: Wenn wir vier Jahre zurückblicken spielte unser Phoenix zum Teil vor weniger als 80 Zuschauern, von denen einige zudem noch über Freikarten verfügten. Es war klar, dass diese Entwicklung gestoppt werden musste. Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, greift man zu ungewöhnlichen Maßnahmen. In unserem Fall, waren es aus unserer Sicht mehrere Faktoren, die einen Umbruch möglich gemacht haben. Wir haben neben der Änderung der Bezahlmethode auch auf einen jungen Trainer gesetzt und über Internetpräsenz und Social Media unseren Radius erweitert.
Christof Hackstein: Wir sehen uns als Verein für Jedermann, so soll auch jeder sich einen Besuch bei uns leisten können und einen erlebnisreichen Abend haben. Dass ein Eishockeyspiel auf dem Dorf eher als Event gesehen wird, spielt uns hierbei vielleicht in die Karten.
Was ist das Risiko dieser Art der Preisgestaltung?
Sandra Schmitz: Da wir keine Gehälter bezahlen müssen, hält sich unser finanzielles Risiko in Grenzen. Dank der Sponsoren sind wir an dieser Stelle weniger auf Zuschauereinnahmen angewiesen als andere Clubs. Unser Finanzplan ist unabhängig von den Zuschauereinnahmen. Wir setzen und zählen auf die Fairness der Zuschauer, die genau wissen, dass ein Spieltag finanziert werden muss und mit der Höhe ihres Eintrittsgeldes nicht nur unseren Spielern sondern auch den Gegnern vermitteln, was ihnen das Event wert ist.
Also werden die Zuschauer auch in dieser Saison selbst über die Höhe ihres Eintrittspreises entscheiden können?
Sandra Schmitz: Ja – wir halten auch in der Saison 25/26 am Konzept „Pay what you want!“ fest. Wohl wissend, dass dieses Konzept wohl nur auf dem Dorf funktioniert.
Auf der Jahreshauptversammlung im August wurdet ihr als Vereinsvorstand im Amt bestätigt und einstimmig wiedergewählt. Ihr habt gleichzeitig angekündigt, dass für die Zeit nach dieser Wahlperiode ein neuer Vorstand gesucht wird. Was sind die Hintergründe?
Christof Hackstein: Länger als jeder andere Vorstand haben wir die GEG geführt, wir haben in dieser Zeit viel bewegt und manches erreicht, wovon wir am Anfang nur geträumt hätten. Aber wir glauben auch: irgendwann ist es Zeit, Platz für neue Gesichter, neue Ideen und frischen Wind zu machen. Darum wollten wir rechtzeitig sagen: „mit uns könnt ihr noch zwei Jahre fest planen“. Genau diese Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz zeichnet uns aus.
Sandra Schmitz: Nach der Saison 26/27 habe ich als 1. Vorsitzende 10 Jahre voll. Zeit, sich vielleicht mal wieder neuen Projekten zu widmen.
Gibt es bereits neue Interessenten für die Vorstandsarbeit?
Sandra Schmitz: Ja, mit einem Interessenten sind wir in regem Austausch. Weitere sollen folgen. Und dass wir auch über unser Amt hinaus beratend zur Seite stehen werden, haben wir zugesagt.
Zum Schluss vielleicht noch ein paar Worte an die Phoenix-Fans?
Sandra Schmitz: Wir freuen uns auf jeden einzelnen, den wir auch in dieser Saison wieder im Eisstadion begrüßen dürfen. Nur mit den Fans im Hintergrund können die Jungs auf dem Eis Höchstleistungen abrufen und die Stimmung in der Halle trägt einfach zu einem gelungenen Abend bei.
Vielen Dank für das Interview und Euch einen erfolgreichen Saisonstart.
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